27 Februar 2012

"Pop ist jetzt!" – Bernd Begemann im Interview.

Gleich bei unserem ersten Telefonat bietet der deutsche Musiker Bernd Begemann mir das "Du" an. Am 2. Januar 2012 findet das Interview dann in einem Restaurant des Galeria Kaufhof in der Mönckebergstraße in Hamburg statt. Zwei Stunden lang unterhalten wir uns über Popmusik, die Gegenwart, Stanley Kubrick und Bernds Ansporn ein guter Musiker zu sein.


Tobias Lentzler: Wie bist Du eigentlich zur Musik gekommen, Bernd?

Bernd Begemann: In unserem Haushalt war sehr viel Musik. Allerdings eher Musik aus dem 18. bzw. 19. Jahrhundert – zum Beispiel Deutsche Romantik wie Robert Schumann. Für meine Eltern gibt es nach 1900 eigentlich keine Kultur mehr. Naja, im Laufe der Zeit habe ich gelernt so etwas als Tunnelvisionen zu akzeptieren. (lacht) Das gilt auch für Leute, die sagen, dass Musik sinnlos ist, wenn die Platte nicht von Motown oder den Sex Pistols ist. – Die einzige moderne Platte meiner Eltern war übrigens Udo Jürgens größte Erfolge, glaube ich.

Tobias Lentzler: Und aus dieser Welt bist Du dann ausgebrochen?

Bernd Begemann: Naja – man schaltet das Radio ein und die Musik spricht zu einem oder sie spricht eben nicht zu einem. Ich habe immer sehr ernsthaft Popmusik gehört und auch Englisch gelernt bevor ich es in der Schule hatte. Ich wollte die Songs halt verstehen und übersetzen können!
Ich war oft überrascht wie primitiv die Texte sind – für mich klingen die Songs so als würden viel kompliziertere Inhalte kommuniziert.  Zum Beispiel „Glass Of Champagne“ von der Gruppe „Sailor“ (zitiert): „I got the money/ I got the place“ (Ich hab’ das Geld/ ich hab den Ort) „You got the figure/ you got the face.“ (Du hast die Figur/ Du hast dast das Gesicht). „Let’s get together over a glass of champagne“ (Lass uns bei einem Glas Champagner zusammenkommen). – Ein großer Triumph der Linguistik würde ich sagen. – Aber ein paar Songs sind dann wirklich interessanter. „Ballroom Blitz“ von „The Sweet“ konnte ich übersetzen, aber ich verstand nicht wirklich worum es ging und dann habe ich mir das mit der Zeit zusammengereimt. Es geht in dem Song um die Lust an einer Schlägerei, an dem Spaß alles kaputt zu machen. Ich finde, das ist ein Gedanke, den man sonst in einem Mittelstandshaushalt nicht unbedingt hat. (lacht)
Sweet wird als Gruppe nicht besonders respektiert, aber ich finde einige Songs viel besser als das, was David Bowie gemacht hat. Gut, Bowie ist künstlerischer, aber...ich weiß nicht – gibt es eine bessere Rocksingle als „Action“ von „The Sweet“? Ich glaube nicht.

Tobias Lentzler: Offensichtlich scheinen das Singles zu sein, die Dich geprägt haben. Zumal Du „Ballroom Blitz“ ja auch mal in „Gefangen in einem Samstagnachmittag“ erwähnst.

Bernd Begemann: Weißt Du, es gab nur zwei Mal in der Woche Pop im Radio. Mal Sondocks Diskothek im WDR und am Samstagabend – nicht so heiß – Wolfgang Neumanns Schlagerrallye. Bei Mel Sandock war allerdings eine echte Aufregung. Hier konnte etwas passieren! Wenn man das erste Mal „Rock Your Baby“ von George McCrae hört oder Ten CC, dann nimmt einen das echt mit. Es ist völlig seltsame Musik, die irgendwie zusammenzupassen scheint. Wenn man älter wird kann man das natürlich analysieren und versteht die Arbeit und Technik hinter dem Song, aber wenn man das nicht weiß, dann ist es ein verdammtes Wunder solche Songs zu hören!

Tobias Lentzler: Hat Dich das dann dazu bewegt selber eine Gitarre in die Hand zu nehmen und eigene Songs zu schreiben?

Bernd Begemann: Ich glaube das waren eher die Ramones. Die zweite Ramones-LP hat mich umgehauen. Die erste LP habe ich natürlich verpasst, aber die hat glaube ich in Deutschland kaum jemand mitbekommen.

Tobias Lentzler: Zumal die Kritiken ja unglaublich schlecht waren.

Bernd Begemann: Genau. Die alteingesessenen Rockkritiker beschwerten sich dann darüber, dass es keine Solos gab und feierten diese Zehnminutensoli wie bei „The Doors“.


Tobias Lentzler: Wie steht es denn um die Kultur in Deutschland? Bis jetzt haben wir nur über ausländische Bands gesprochen.

Bernd Begemann: Kulturell sind wir echt weit hinten. Ich sehe immer deutlicher, dass Deutschland das fantastischste Land der Welt ist – und dann kommt in der Musik etwas wie Xavier Naidoo-Pop heraus? – Ich verstehe Pop als Technik die Gegenwart in den Griff zu bekommen. Schau Dir doch mal die deutschen Popromane an. Das sind sentimentale Erinnerungen wo vielleicht am Rande mal ein Popsong auftaucht. Zum Beispiel: Mein Poproman handelt von meiner langweiligen Jugend in den Achtzigern und dann haben wir noch Hubert Kah gehört. Oje. Pop ist doch nicht die Vergangenheit. Pop ist nicht sentimental und autobiografisch. Pop ist jetzt! Also dieses Geräusch (er schnipst). Dieses „Ploppen“ oder es explodiert was. Pop!


Tobias Lentzler: Wer hat denn die deutsche Kulturszene in der Hand? Sind es noch die E-Musik-Kritiker?

Bernd Begemann: Hm. Ich kann dazu nur sagen, dass die E-Musik viel leichter ist! Du kannst mit Beethovens 5.Symphonie nichts falsch machen, aber wenn Du einen Gedanken hast, den vorher noch niemand gehabt hat, dann ist es schwer den auszudrücken. Das kann nämlich auch schiefgehen. Das nennen wir Gegenwartskultur und die ist schwer in Platten der „Deutschen Grammophon“ einzutüten. Popmusik ist durcheinander, gasförmig. An der Klassik stört mich einfach diese Selbstgefälligkeit. Das sind Typen die nichts weiter machen als Dinge immer wieder aufzuführen und so tun als hätten sie darin etwas komplett Neues entdeckt! Die machen nichts weiter als Männchen! Echte Künstler wie ich versuchen die Gegenwart in den Griff zu kriegen.


Tobias Lentzler: Wie versuchst Du das?

Bernd Begemann: Ich ändere meine Methoden oft. Ich mache mir Notizen, Listen, akustische Skizzen auf meinem Handy. Manchmal versuche ich auch die Cut-Up-Technik zu benutzen. Also die Sätze wahllos auseinanderschneiden und neu zu kleben. - Das hat bei mir nichts genützt, aber das muss man manchmal machen um sich zu erholen, neue Kraft zu sammeln.
In dem Augenblick wo man denkt, man hätte die perfekte Methode gefunden die Gegenwart zu beschreiben, muss man seine Methoden ändern. Das ist der Zeitpunkt!

Tobias Lentzler: Kommen wir mal auf Dein aktuelles Album „Wilde Brombeeren“, welches Du gemeinsam mit Deiner Band „Die Befreiung“ Mitte 2011 veröffentlicht hast. Wie kamst Du zu dem Album? Wie verstehst Du selbst es? – Wenn ich zum Beispiel „Weil wir weg sind“ höre, dann denke ich an ein „On The Road“-Album.

Bernd Begemann: „Weil wir weg sind“ bedient sich eines Standart-Rock’n Roll-Themas. Das Wegfahren und Aufbrechen ist dort oft besungen worden. Bruce Springsteens und Chuck Berrys Karriere zum Beispiel, bauen auf diesem Thema auf. Bei Springsteen hat das oft einen heroischen Touch. In meinem Song geht es um das Grausame des Wegfahrens. In dem Lied wir suggeriert, dass man sich selbst und den Leuten die man verlässt etwas antut. Ich wollte das nicht auserzählen, dass es das Lied belastet wie Blei, aber die Grausamkeit des Aufbruchs sollte mit drin sein.

Tobias Lentzler: Kreist die Platte Deiner Meinung nach um ein einheitliches Thema?

Bernd Begemann: Viele Meiner CDs sind so etwas wie Liederzyklen – „Wilde Brombeeren“ eher nicht. Das sind einfach die bestmöglichen Lieder, die wir zur Zeit haben. (lacht)

Tobias Lentzler: Warst Du nicht zufrieden?

Bernd Begemann: Doch. Ich finde es furchtbar, wenn man immer nur Zyklen schreibt. Ich finde es aber auch doof, wenn kein Song mit einem anderen Song zusammenhängt. Hier hängen mehrere Songs miteinander zusammen. Manchmal geht es um Orte, es geht um Hamburg oder Stadtteile. Aber es hängen nicht alle Songs miteinander zusammen. Auf „Ich werde sie finden“ geht es ganz klar um sexuelles Vagabundieren und häusliches Glück und wie schwer zu ertragen beides ist. Da gibt es eine richtige Entwicklung in den Songs – da ist der Zyklus völlig klar. In „Sag Hallo zur Hölle“ geht es  um das Großstadtleben. Darunter findet sich kein einziges Liebeslied, obwohl es 25 Songs sind. Es geht um den Horror und die Freuden in der Großstadt. „Wilde Brombeeren“ hat kein durchgängiges Thema. Jedes einzelne Lied ist ein kleiner Roman.

Tobias Lentzler: Sind Themen für Dich abgeschlossen, wenn Du sie auf einer Platte behandelt hast?

Bernd Begemann: Ich komme immer wieder auf diese Themen zurück und versuche immer noch ein bisschen weiterzugehen. Ich habe zum Beispiel sehr viele Lieder über das Wegfahren, die Fortbewegung. Es kommt jedes Mal ein neuer Aspekt dazu und ich sehe dann immer ein größeres Bild. Ich versuche immer eine andere Perspektive zu beleuchten, wenn ich ein neues Lied schreibe. Ich denke nicht, dass ich dasselbe Lied zehnmal schreibe. Es ist immer ein bisschen anders!

Tobias Lentzler: Du hast es eben schon gesagt: „Sag Hallo zur Hölle“ hat 25 Songs. Du hast ja ein gewaltiges Repertoire. Woher nimmst Du die Inspiration für all diese Songs, Melodien, Texte und Titel?


Bernd Begemann: Ich nehme sie aus Nachmittagen wie diesem, ich erinnere mich,  manchmal sehe ich eine Reportage, sehe mich irgendwo um oder belausche Leute an einer Supermarktkasse. Es ist unglaublich, was die Leute dort erzählen!

Tobias Lentzler: Fällt mir auch immer wieder auf. Woran mag das liegen?

Bernd Begemann: Die Menschen sind nicht mehr so abgeschlossen wie vor dreißig oder vierzig Jahren. Die Menschen finden so etwas toll! Ich weiß nicht, wie das mit Deiner Generation ist, aber ihr habt doch fast schon so etwas wie eine Darstellungspflicht. Ihr müsst euch präsentieren.

Tobias Lentzler: Definitiv!

Bernd Begemann: Siehst Du. Es scheint viel wichtiger zu sein sich gut darstellen zu können als gut Mathe zu können! – Diese Selbstdarstellung hat meine Ex-Freundin immer „Egogewichse“ genannt. Das habe ich ihr am höchsten angerechnet! Sie hielt es immer nicht aus, wenn Leute so anfingen mit Sätzen wie „Ich bin ja eher so der Typ der...“ – da musste sie immer rausgehen. Dafür habe ich sie bewundert. Ich hörte mir das dann immer höflich an.

Tobias Lentzler: Repräsentieren Dich Deine Songs? Ist das nicht auch eine Form der Darstellung? Oder ist das eher eine künstlerische Ebene?

Bernd Begemann: Lieder mag ich am Liebsten. Viel lieber als Romane oder so, denn du ziehst sofort Leute mithinein. Als wir eben die Rolltreppe hochkamen, da sagte ich ja, dass Interviews eine Form der Abkürzung zu Menschen sind. Lieder oder das Auftreten auf einer Bühne erfüllt denselben Zweck! – Dort lässt man das Kennenlernen weg, stellt sich vor einen Haufen wildfremder Leute und man sagt: Ich gestehe Euch meine tiefsten Wünsche und Ängste. Dieser Vorgang dauert ja nur ein paar Minuten und ich finde es ist völlig okay das auf einer Bühne zu machen! Wenn man das auf der Straße machen würde, hielten die Leute einen für verrückt! Auf der Bühne kann man diese Barrieren weglassen – das macht das Auftreten unwiderstehlich. Man kann den ganzen Quatsch weglassen. Es kann in Zeile eins eines Songs auch mal das Wichtigste stehen. Bei einem Film oder Theaterstück braucht
 erst eine Exposition, eine Charakterisierung und so weiter. – In modernen Theaterstücken wird übrigens irgendwie immer dasselbe gesagt. Es geht dann meist um die Verlogenheit des Mittelstandes, Lügen und Wahnsinn. Das ist alles so kindlich! Wieso muss ich da 2 Stunden rumsitzen, um mir so etwas anzuhören? Hätten die mal ein 2-Minuten-Lied geschrieben, dann hätte ich es vielleicht weiterdenken können oder so.

Tobias Lentzler: Ist diese Form des verkürzten Kontakts zu Menschen der Grund, warum Du das ganze Jahr über durch Deutschland reist und auch auf den kleinsten Bühnen auftrittst?

Bernd Begemann: Einmal das und andererseits ist das ja mein selbstgewählter Beruf. Niemand zwingt mich dazu, ich habe mich dafür entschieden – also sollte ich das machen! Ein Sänger sollte singen. Ich beneide keinen dieser Superstars, der die meiste Zeit des Jahres in seiner Villa herumsitzt und dann für zwei Wochen auf eine Stadiontour geht. Das erscheint mir als eine Menge Druck, als sinnlose Übung irgendwie. Wenn man so tourt wie ich, dann kann ich jeden Abend etwas ausprobieren, das ich noch nie gemacht habe!

Tobias Lentzler: Wo Du sagst das ist Dein Beruf: Kann man vom Beruf des Musikers heute überhaupt noch leben?

Bernd Begemann: Ich habe Dich doch eingeladen, oder? (lacht und zeigt auf die Tortenstücke) – Ja. Das kann man, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt! Mit CD-Verkäufen verdient man nicht mehr viel – ich muss gestehen, dass ich eh nie so wahnsinnig viele CDs verkaufe. Ich habe immer mehr Geld mit den Liveauftritten verdient. Daher trifft mich der Umbruch in der Musikbranche mit den einbrechenden CD-Verkäufen nicht so. Allerdings gibt es auf musikalischer Ebene inzwischen eine enorme Konkurrenz, die es früher nicht gab. Ich mache seit den Achtzigern Musik und war damals der einzige Typ, der alleine mit einer Gitarre auf die Bühne gegangen ist. Es gab früher ohnehin viel weniger Konzerte als heute. Heute müssen Musiker live spielen, um Geld zu verdienen. Natürlich gibt es auch mehr Musiker, weil es diese Popschulen gibt – die müssen ja auch irgendetwas machen! Ohne Witz – in den frühen Neunzigern gab es kaum Singer/Songwriter und kaum Bands die Deutsch sangen bis meine Gruppe und ich das so aufbrachten. Ich musste mich damals dauernd dafür entschuldigen, dass ich auf Deutsch sang. Heute müssen sich die Leute dafür entschuldigen, wenn sie auf Englisch singen. Ein ziemlicher Paradigmenwechsel, den ich in meiner kurzen Karriere erlebt habe.

Tobias Lentzler: Was hälst Du denn von jungen, deutschen Musikern zur Zeit?

Bernd Begemann: Diese Welle von Jungs, die die Charts stürmen, ist irre! Vor ein paar Jahren waren es nur Mädchen und jetzt sind es nur Jungs in Deinem Alter, die echt süß sind, aber ich wünschte die wären ein bisschen interessanter! Die erinnern mich alle an Stefan Waggershausen. Der hat irgendwie so einen komischen Soft-Rock gemacht. Nach dem Motto: Ich bin ein Horrortyp und gleichzeitig so empfindsam. Das ist das schlimmste Gepose von allen! Elias Canetti hat sinngemäß gesagt: „Zur Schau gestellte Empfindsamkeit ist das Kitschigste." Und Elias Canetti war’n verdammter Nobelpreisträger – das lässt sich nun wirklich nicht anzweifeln!

Tobias Lentzler: Woran liegt das bloß?

Bernd Begemann: Ich glaube die haben alle keinen ästhetischen Kompass und das ist wirklich furchtbar und...

Tobias Lentzler: ...Ist das ein gesellschaftliches Problem?

Bernd Begemann: ...Ich glaube das ist ein Erziehungsproblem. Keine Ahnung. Aber wie gesagt: Ich denke eben, dass dies das Yang zum deutschen Alltags-Yin ist. Wir bauen diese hervorragenden Autos, habe eine stabile Wirtschaft und haben eine feine Infrastruktur! Diese Exaktheit und Brillanz im Alltag hat auch eine dunkle Seite und ich habe das Gefühl, dass die Kultur, die die Deutschen mögen – dieses Dumpfe, Illiterate, Matschige – der Gegenpol dazu ist. Da will man einmal nicht so exakt sein und matschige Verse hören, die nichts besonderes bedeuten, aber eine Tiefe andeuten. Man möchte sagen können, dass man sich darunter selbst etwas vorstellen kann. Das macht uns einzigartig! – Keine andere Nation der Welt lässt sich mit diesen Andeutungen abspeisen. Manche Songs sind in einer verworrenen Sprache geschrieben. Zum Beispiel in einem Song von der Band „Sportfreunde Stiller“ (zitiert) „Wenn man so will bist Du das Ziel einer langen Reise“. Was ist das für ein Amtsdeutsch? Natürlich verstehe ich den Witz dabei. Der Typ ist halt ein bisschen schüchtern und weiß nicht wie er sich ausdrücken soll. Das finde ich aber nicht sympathisch. Er sollte sich ausdrücken können! Man sollte über Liebe sprechen können ohne das Liebe verschwindet! Das ist das Mindeste und niemand kann das bzw. sieht das als erstrebenswertes Ziel. Der Typ hat schlecht gearbeitet! Aber ihr baut eure Autos exakt und wollt diese Matschigkeit in Eurer Musik haben. – Das ist bis jetzt meine Theorie. Vielleicht stimmt sie ja auch nicht, aber so reime ich es mir zusammen.

Tobias Lentzler: Wie könnte man dieses Problem denn aufbrechen? Müsste Deutschland dann weniger exakt sein?

Bernd Begemann: Ja vielleicht. Trotzdem lebe ich lieber in einem Land wo die Populärkultur nicht funktioniert dafür aber das Gemeinwesen. Das ist mir recht! – Für die Wenigen, die an denselben Dingen wie ich Spaß habe, mache ich das was ich mache! Vielleicht taucht ja jemand auf, der einen schärferen Blick hat. Poisel, die Tims und Tiemos haben keinen scharfen Blick! 

06 Februar 2012

Glosse: In Hamburg sagt man Tschüs – in Bayern nicht mehr.

Ein wahres Medienecho hallt durch das gefrorene Deutschland. Was ist passiert? Eine bayrische Rektorin hat ihre Schule in Passau zur "Hallo-und-Tschüs-freien"-Zone erklärt.

Eine bayrische Rektorin ist in den letzten Tagen doch tatsächlich zu bundesweiter Prominenz gelangt – nicht unbedingt für Ihre Arbeit, eher für ein Verbot, dass der Erhaltung der bajuwarischen Kultur dienen soll: Die Rektorin Petra S. hat an einer Passauer Schule eine "Hallo-und-Tschüs-freie-Zone" eingerichtet. Man freue sich über ein "Grüß Gott!" oder ein freundliches "Guten Tag!", aber man wolle sich darum bemühen Hallo und Tschüs zukünftig zu vermeiden. Was sagt die Rektorin wohl erst, wenn in Bayern das hierzulande hinlänglich bekannte "Ciao", "Ey" oder "Hi" Einzug hält? Und wie möchte Frau S. ihren ehrgeizigen Plan in die Tat umsetzen? Muss jeder Schüler nun ein wenig Geld abdrücken, Verzeihung, einzahlen, wenn er eines dieser bösen Wörter in den Mund nimmt? Und wer kontrolliert denn die Schüler? Kommt es am Ende gar zu gegenseitigem Anschwärzen?  
 
Sehr geehrte Frau S., vielleicht überlegen Sie sich noch einmal, ob Ihre Schule mit einer solchen Schlagzeile berühmt werden soll. Ist es nicht viel einfacher durch ein gehobenes Konversationsniveau im Unterricht sowie die richtigen Lerninhalte eine ordentliche deutsche Sprachbildung zu erreichen? – Es sei weiterhin gefragt, ob es sinnvoll ist, Worte an die Tagesordnung zu setzen, die der Rest des Landes nicht gebraucht! - Die Uhren in Bayern ticken eben anders. In Hamburg sagt man Tschüs, in Bayern nicht mehr. Schade eigentlich. Dann eben so: Pfiati!