12 März 2015

Rezension: Sehnsucht, ein pochendes Herz und die richtigen Worte. – Wanda und Kraftklub live in Hamburg.

Am 11. März 2015 gastiert Kraftklub mit der "In Schwarz"-Tour in der Sporthalle in Hamburg. Die Vorband Wanda aus Österreich unterstützt sie an diesem Abend ein letztes Mal und zeigt, dass sie das Zeug zu großen Musikern haben. Diese Rezension stellt sie in den Mittelpunkt. - Der einzige Kritikpunkt des Abends ist übrigens einmal mehr der Sound in der Sporthalle. Für den können die Künstler nichts. Doch die Probleme sind bedauerlich, denn einmal mehr verhageln sie den ganz großen Musikgenuss. 

Wanda, eine junge Band aus Wien schafft es mühelos ein flirrendes Lebensgefühl einzufangen. Dieses Taumeln zwischen unbändiger Liebe, Liebesleid und leichtsinniger, oftmals so inspirierender und erfrischender Jugend erinnert in Teilen an Romane wie "On The Road" von Jack Kerouac. Wandas Texte sind witzig (an anderer Stelle wird hier immer wieder von dem so bekannten Wiener Schmäh geschrieben), geistreich und gleichzeitig einfach gehalten. Sie bieten jedem Zuhörer eine Identifikationsmöglichkeit. Schlichtweg geniale Versatzstücke wie der erste Satz des Eröffnungssongs "Luzia" an diesem Mittwochabend in der Sporthalle in Hamburg "Weil Du weiße Zähne hast/ obwohl Du ständig rauchst", werden auf "Amore", dem ersten Album von Wanda gerne wieder verwertet.
Selten schafft es eine Vorband dem Publikum noch vor dem Hauptact so einzuheizen. Marco Michael Wanda, der Frontmann, erweist sich als grandioser Entertainer mit einem unglaublichen Charisma und einem Selbstbewusstsein, welches jeden Zuschauer einfach mitreißen muss. 

Da es Wandas letztes Konzert als Vorband von Kraftklub ist, haben die fünf Musiker aus Österreich es mit allerlei Schabernack zu tun, den sie mit Humor erdulden und ihn sogar in die Bühnenperformance mit einbauen. - Als es auf einmal Federn von der Hallendecke regnet, legt sich Marco Michael Wanda während eines Solos von Gitarrist Manuel Christoph Poppe auf die Bühne und spielt Schneeengel. Als ein Astronaut die Bühne stürmt, küsst der Frontmann ihn aufs Visier. Nicht selten geht ein Raunen durchs Publikum: "Sind die süß!". 
Dass Wanda ihr Publikum im Griff haben, zeigt sich, als nach dem Ende eines Songs lautstark "Kraftklub, Kraftklub"-Rufe durch die Halle schallen. Marco Michael Wanda legt den Finger an die Lippen und flüstert: "Psst. Wir wollen sie nicht verschrecken." - Dann spielen sie ihren bisher bekanntesten Song "Bologna" und die Halle tobt. - Manchmal scheint es, als schallten anstatt Gitarren- oder Keyboardklängen (Christian Hummer) Sehnsüchte lautstark durch die Halle. Das Schlagzeug (Lukas Hasitschka) und der Bass (Ray Weber) klingen dann wie ein pochendes Herz und der raue und ehrliche Gesang des Frontmanns wie die richtigen Worte, die man im echten Leben nie fände.
Wanda ist eine Band, die gerade steil geht. Berichte in der SZ, im NDR oder im ZDF machen sie immer populärer. Umso sympathischer, dass sie jeden Abend auf die Bühne gehen, eine geniale Performance abliefern und es mit Bernd Begemanns Worten "Ein Sänger sollte singen!" halten. 

Trotz der einmal mehr schlechten Akustik in der Sporthalle Hamburg, war Wanda als Vorband des Kraftklub-Konzertes ein ehrliches und großartiges Erlebnis!

Nach einer längeren Umbaupause begann Kraftklub mit einem sehr langen und sehr intensiven Konzert, welches von einem (wenngleich gescheiterten) Anruf bei einem Fan, der keine Karten für das lange ausverkaufte Konzert bekommen hatte, über Konfettiregen und eine großartige Lichtshow sowie ein Medley vieler Songs des ersten Albums alles bereithielt, was ein Fan-Herz begehrt. 
Kraftklub ist inzwischen eine große Nummer in der deutschen Musikszene. Sie sind für drei Echos nominiert und einige ihrer Songs sind bereits Hymnen oder mit Sätzen wie "Ich will nicht nach Berlin!" in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. 
Dass Leadsänger Felix Brummer durch seine Gesten und das Tamburin, was er zwischenzeitlich schlug, ein bisschen wie Liam Gallagher wirkt, passt irgendwie gut ins unangepasste und gleichzeitig massentaugliche Image der Band. - Highlight des Konzerts war die wirklich episch vorgetragene Indie-Hymne "Meine Stadt ist zu laut".