21 Oktober 2015

Kommentar: Schärft Eure Wörter gegen den Hass!

Es sind schockierende Taten, die uns in den letzten Tagen ein ums andere Mal erschaudern und zusammenzucken lassen. Anschläge auf Flüchtlingsheime in ganz Deutschland, ein Attentat auf die parteilose Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Köln, Henriette Reker, und menschenverachtende, hetzerische Reden und Parolen auf den Pegida-Demonstrationen in Dresden. Ganz zu schweigen von den derben und verrohten Äußerungen vieler Menschen auf Facebook, die ihren Rassismus, ihren Fremdenhass und ihre Gewaltbereitschaft öffentlich kundtun.


Das Wort ist eine mächtige Waffe. Welche Wörter wir gebrauchen, um über ein bestimmtes Thema zu sprechen kann festlegen, wie Andere darüber zu denken beginnen. Sprache färbt ab und schleift sich ein. Sie zu verändern, umzuformen, neu zu denken, ist eine Herausforderung. - In den letzten Wochen und Monaten hat sich ein rauer, ein derber Ton in die Mitte unserer Gesellschaft vorgearbeitet. Unverhohlen rassistische Parolen, hetzerische Pamphlete und krude Theorien kann man im Herbst 2015 in Deutschland überall hören. - Die verbalen Totalausfälle der Anhänger von Pegida, inklusive des schamlosen und widerwärtigen Auftritts des rechtspopulistischen Autors Akif Pirincci, sind nur die Spitze eines, in seinen Ausmaßen noch unabmessbaren, Eisberges. 

Uns Bloggern und Autoren, Journalisten und politischen Engagierten versagt angesichts solch ekelerregender Entgleisungen kurzzeitig die Sprache. Doch gerade jetzt dürfen wir nicht schweigen! Wir müssen laut bleiben und unsere Waffe, das Wort, schärfen. Hass und Rassismus, einem dunklen Deutschland, können wir nur begegnen, wenn wir unsere Wörter klug gebrauchen, unsere Sprache als Vermittlerin einsetzen und Menschen für ein freundliches, ein weltoffenes, ein helles Deutschland begeistern. Je tiefer sich rechtsextremistische Parolen und Fremdenfeindlichkeit in die Mitte unserer Gesellschaft vorarbeiten, desto stärker müssen wir dagegen halten. - Wir dürfen uns nicht übermannen lassen von der Angst. Wir dürfen nicht dunklen Kräften kampflos das Feld überlassen. 

Wir müssen eine gemeinsame Stimme bilden. Für die Demokratie. Für die Weltoffenheit dieses Landes. Es kann nicht sein, dass 70 Jahre nach Kriegsende Rassismus in Deutschland wieder allgegenwärtig ist. Es kann nicht sein, dass demokratisch gewählte Entscheidungsträger in der CSU sich dem Populismus anbiedern. Es kann nicht sein, dass wir vergessen unsere Stimmen zu erheben für die Wehrlosen in unserer Gesellschaft.

Das Wort ist eine mächtige Waffe. Gebraucht es klug. Verschafft Euch Gehör!

13 Oktober 2015

Rezension: "Hope is Just a State of Mind" von Little Comets. – Klänge gegen die Eintönigkeit.

Mit "Hope is Just a State of Mind" veröffentlichen die Little Comets aus Newcastle ihr drittes Studioalbum. Die Engländer schreiben Songs, deren Melodien leicht zugänglich und doch komplex sind. Einige anspruchsvollere Songs tun sich beim ersten Hören noch etwas schwer, machen aber spätestens nach dem zweiten Hören unglaublich viel Spaß. - Das Album erscheint in Deutschland am 30. Oktober 2015.


"Hope is Just a State of Mind" (The Smallest Label) bewegt sich zwischen Sehnsucht und dem glücklichen Hier und Jetzt. Und zwar in all den Abstufungen, die das Leben kennt. Schon "My Boy William" der erste Track des Albums changiert zwischen diesen Polen. Am Anfang steht Robert Coles sehr charakteristisch-hohe und wirklich gute Stimme, die den Song über seinen Sohn William (der im Übrigen wirklich sein Sohn ist) nur von einer Gitarre begleitet eröffnet. Im Laufe des Songs entlädt sich eine durch gedoppelte Stimmen charakterisierte Euphorie. Der Song gipfelt im Stillen in einer Unterhaltung zwischen Robert Coles Sohn William und George, dem Sohn eines der anderen Bandmitglieder. Robert Coles selbst hat es in einem Gespräch mit "The Cambridge Student" wie folgt erklärt: "In a quiet part of the song, you hear the conversation between William and George. There’s no real logic to it, I just love it" (Etwa: "In einem stillen Teil des Songs hört ihr eine Unterhaltung zwischen William und George. Sie ist nicht wirklich logisch - ich liebe es!"). 

Die Little Comets überzeugen seit ihrem Debütalbum "In Search of Elusive Little Comets" durch verspielte Melodien, euphorisierende Akkorde und durchdachtes Songwriting. Auch die Lyrics überzeugen. So heißt es zum Beispiel in "The Gift of Sound": "Touch brings you nearer/ Could this be any clearer?/ It’s the waveform you need the most./ Eyes like a vandal/ It’s the truth I can handle: Let the waveform take you home" - Passenderweise trägt sich diese Wellenform in auf- und absteigenden Tonleitern durch den gesamten Song. 

Mit "Hope is Just a State of Mind" haben Little Comets ein sehr überzeugendes Album hingelegt. Ein Ohrwurm vom Format von "One Night In October" ist zwar nicht darunter, aber den braucht es auch nicht. Man hört das Album gerne durch. Einige Songs wie "Little Italy" brauchen zwei Mal, um sich in ihrer Komplexität vollends zu entfalten, doch dann taucht man voll in die Klangwelt der Engländer ein. Es ist ein Album zum Schwelgen in Klängen, ein Album gegen die Eintönigkeit der C-Dur-Pop-Produktionen. Ein bisschen ist es, als wachte man nach einer guten Nacht auf und könnte sich an jede Einzelheit eines sehr schönen Traumes erinnern.


Wertung: 8,5 von 10.